Wasser- und Bodenverbände Otterndorf

Die Urgewässer

Die Urgewässer, welche die Hadelner Tieflandsbucht entwässerten, waren kleine unscheinbare Rinnsale und traten bei starken Niederschlägen schnell über die Ufer.

Dies waren insbesondere die Aue, die Mühe, die Gösche, die Lehe, die Emmelke und die Medem. Diese Gewässer konnten die auf ein Gebiet von fast 50.000 ha fallenden Niederschläge gegen die Elbe mit Ebbe und Flut keinesfalls abführen. So stand das Sietland meistens randvoll mit Wasser.

Erst das in der Kolonisationszeit angelegte Vorflutersystem mit Beetgräben konnte eine wesentliche Erleichterung in der Entwässerung bringen. Und dies war nur deshalb möglich, weil die Erscheinung der Küstensenkung im Jahre um 1100 den heutigen Wert nicht erreicht hatte.

Die Küstensenkung beträgt im Mittel 0,25 m im Jahrhundert. Es sind also vom Jahre 1100 bis 2000 in etwa 9 x 0,25 m = 2,25 m an Sackung der Küstenlinie entstanden. Wenn heute der tiefste Punkt in Steinau bei NN -1,00 m liegt, so würde er zu damaliger Zeit um 2,25 m höher liegen, also auf NN +1,25 m. Und bei dieser tiefsten Geländehöhe war gegen das unverändert gebliebene mittlere Tidehochwasser von ca. NN +1,45 m sehr gut eine eingeschränkte Entwässerung möglich.

Noch heute kann man in Steinau an der Neuen Trift das Urgewässer „Aue“ mit seinem Hochwasserabflussprofil erkennen. Das Gewässer hat heute keine Funktion mehr und die Deiche wurden zumeist abgetragen. Die Aue wirkt nur noch als Grenze.


Übersichtskarte zum Verlauf von Lehe, Aue, Mühe und Gösche

Obiges Bild zeigt die Medem, das Bild daneben den Verlauf des Gewässers. Die Medem ist hier in Otterndorf an die Schleusenstraße herangerückt und zum ansehnlichen Fluss geworden. Vor dem Jahre 1852 hatte die Medem ein Einzugsgebiet von rd. 50.000 ha zu entwässern. Durch den Bau des Hadelner Kanals konnte diese Fläche um rd. 28.000 ha verringert werden. Niederschlagsgebiet heute = 22.000 ha.

Die Medem gehört natürlich auch zu den Urgewässern der Hadelner Tieflandsbucht. Dieses Gewässer ist der Hauptvorfluter für die Aue, die Lehe, die Mühe, die Gösche, die Emmelke und viele andere kleine Vorfluter. Die Medem musste letztlich den gesamten Abfluss aufnehmen und gegen die Elbe mit Ebbe und Flut abführen. Da die Medem aber im Hochland verläuft und es nur an wenigen Stellen tiefes Land gibt, kann sie nicht, oder nur sehr selten, über die Ufer treten. Das wirkt sich für das Sietland sehr schädlich aus. Da bei Flut kein Wasser in die Elbe abfließt und sich in der Medem der stetige Abfluss nicht ausbreiten kann, kommt es in Steinau, Odisheim, Ihlienworth und Nordleda zu Überschwemmungen. Um die Entwässerung in den Griff zu bekommen war es unbedingt erforderlich, mit ausreichend bemessenen Mündungs- und Stufenschöpfwerken den anfallenden Abfluss schadlos abzuführen. Damit war das tiefe Land aber noch lange nicht aus dem Wasser heraus. Um eine ertragsfähige Landwirtschaft durchzuführen, mussten Polder angelegt werden, die ein eigenes Entwässerungsnetz besaßen. Hier konnte nun der Niederschlag über Polderschöpfwerke, Vorfluter, Rohrleitungen, Sammler und Sauger, dem sogenannten Poldersystem, abgeführt werden.

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